Hüte und Caps sind ein perfektes Accessoire für die warme Jahreszeit: ob in der Hitze der Großstadt, auf Safari oder bei tropischem Regen. Herschel Supply zeigt, was diesen Sommer auf den Kopf gehört. Weiterlesen
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![]() Ich versuche so unauffällig wie möglich den Messegang in Halle A1 hinunter zu spähen, stehe ungeduldig Spalier, direkt neben Manuel, unserem Fotografen, als würde ich zu seinem Equipment gehören. Ja, ich bin schon ziemlich gespannt, einen Pep Guardiola hat man schließlich nicht alle Tage vor der Linse. Aus der Ferne sieht man schon nach einigen Minuten des Wartens aus dem Trubel der Messebesucher eine Glatze glänzen, das muss seine sein. Da steht er plötzlich vor mir, so schick, adrett, mit diesem coolen Guardiola-Lächeln auf den Lippen. Ja, ich stehe auch noch. Sowas von routiniert stehe ich noch auf beiden Beinen! Letztens hatte ich nämlich extrem aufregende 13 Sekunden für ein Selfie mit FC Bayern Torhüter Manuel Neuer. Ha! Was könnte mich noch umhauen? Ok, dass der begehrteste Trainer der Welt nun für GORE-TEX® als Markenbotschafter im Einsatz ist und in diesem Moment vor mir steht lässt mich jetzt nicht total kalt. Unser erster Athlet, den man vielleicht nicht sofort mit der Marke in Verbindung bringt. Doch dazu hat er später selbst noch etwas zu sagen. Er sieht großartig aus in seiner schwarzen Herno Jacke, braunen legeren Hose und Adidas-GTX-Turnschuhen, wenn ich das aus der Sicht einer Frau so ganz neutral sagen darf. Sehe ich mich hier um, in der Menschentraube, die sich hier binnen Sekunden um seine Person gebildet hat, bleibe ich mit dieser Meinung nicht allein. Leuchtende Augen starren so unauffällig wie möglich auf den 45-Jährigen. Alle zücken ihre Kameras, Pep behält sein Lächeln im Blitzlichtgewitter der Situation, er ist den Trubel um seine Person gewohnt. Weiterlesen ... Er blickt noch einmal zu mir zurück und sagt: „Das eine musst du wissen, Laila, du wirst dir weh tun.“ Dann tritt mein Kumpel in die Pedale, um mich durch meinen ersten Mountainbike-Trail zu führen. Keine drei Minuten später hat es sich schon bewahrheitet: Er überquert vor mir diesen gar nicht so kleinen Baumstamm, sieht easy aus, ich will es ihm übermutig gleichtun. Der größte verfügbare Bluterguss am rechten Oberschenkel war mein kleines Souvenir meiner ersten Mountainbike-Trail-Ausfahrt. Der blieb so um die zwei Wochen in diversen Blau-Lila-Pink-Nuancen. Seither habe ich Knieprotektoren ... Ich bin trotzdem wieder aufs Bike gestiegen, das Trail-Fieber hat mich gepackt, auch wenn ich dabei als Mountainbike-Rookie ab und an für Stau auf den Trails sorgte.
Weiterlesen ... Der Ruf eilt Berlin meilenweit voraus: lebendig, hip, extrem cool. Und überall Geschichte. Brandenburger Tor, Reichstag, Fernsehturm, die Mauer. Klar, wer zum ersten Mal in Berlin ist, muss sich die Touristen-Highlights natürlich angucken. Was neben den bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt noch sehenswert(er) ist weiß Billy Wagner, preisgekrönter Sommelier und Restaurant-Besitzer im hippen Berlin.
Weiterlesen! "Zeit für Urlaub. Zeit für Training. Zeit für dich selbst“, das verspricht der überhaupt vielversprechende Flyer der Fitnesskette FITNESS FIRST von einer Fitness-Woche an der türkischen Mittelmeerregion Agdeniz im Ali Bey Club Manavgat zwischen Alanya und Side. Im Paket enthalten sind neben Flug, Transfer und All Inclusive vor allem Trainingseinheiten bis zum Umfallen von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends in der großzügigen, direkt am Strand gelegenen Anlage. Vorweggenommen: Ich bin eher nicht so der All-Inclusive-5-Sterne-Resort Typ, aber auf der Suche nach Sport, wann immer ich möchte, WLAN überall, damit ich, obwohl ich arbeiten muss, trotzdem entspannen kann, und ganz viel Strand und Sonne. In diesem Sinne: gebucht. Mein neues All-Inclusive-Leben fängt schon bei der Hinreise mit TUI FLY an: Ja, es empfiehlt sich mehr als zwei Stunden vor Abflug bereits in der Warteschlange der Airline anzustehen. Über den Wolken werde ich mit einem Getränk zum schlaffen Käsebrötchen verwöhnt. Am Flughafen in Antalya holt mich mein Fahrer wie angekündigt ab, der mir auf den ersten Blick nicht zwingend volljährig erscheint. Wir machen uns auf den Weg nach Manavgat, eine gute Stunde Fahrt liegt vor uns an diesem Abend. GOOGLE TRANSLATE UND SO Levent, der Fahrer, startet den Van und somit auch seine ersten Versuche, in Englisch und ohne weiterführende Kenntnisse der Sprache zu small talken. Ich frage mich eher, warum er ununterbrochen an seinem Smartphone rumspielt, als müsse man es wiederbeleben. Nach mehrfachen Schwenkern in Richtung Straßengraben bemerke ich höflich aber bestimmt, er solle doch sein Telefon weglegen. Er lacht und erklärt mir, er brauche Google Translate. Google Maps würde mehr Sinn machen. Vor allem, nachdem ich auf seinem Smartphone vom Türkischen ins Englische übersetzt „You are sweet chocolate“ lesen muss. Meine salzige Reaktion darauf stellt ihn vorerst still. Passend zur Stimmung schaltet er die Klimaanlage auf Polarsturm. Auf dem abgekühlten Rest der Fahrt ist im Schein der Straßenlampen wenig mehr zu erkennen als ziemlich platte Architektur, begleitet von ziemlich platten Sprüchen in der Tonspur, sobald Shakira für einen Augenblick aus den hallenden Lautsprechern die Klappe hält. Wir erreichen das osmanisch durch designte Ziel. Dann rumpelt Levent mit seinem Smartphone über den polierten Betonboden davon und überlässt mich meinem All-Inclusive-Schicksal. MERHABA IN TURKISH DISNEYLAND Google Translate brauche ich bei der Ankunft nicht, man spricht Deutsch. Ich sehe mich um, bis sich der Gast neben mir über den hallenden Party-Lärm letzte Nacht fertig beschwert hat. Überall sprießen orientalische Gästehäuser aus dem Boden und strahlen selbst im Mondscheinlicht um die Wette. Der Mann an der Rezeption zählt mir akzentfrei meine Spaß-Möglichkeiten der nächsten Tage auf. Interessant. Ich lasse mich erstmal mit einem Golf-Buggy auf mein Zimmer im westlichen Flügel der Anlage bringen. Das geräumige Apartment mit Balkon und zwei bequemen Betten ist bis in die letzte Ecke gewienert. Erschöpft und gespannt auf die folgenden Tage falle ich in den Dornröschen-Schlaf und fühle mich ein bisschen, wie Mini Maus im türkischen Disneyland. EXCUSES DON'T BURN CALORIES ... ![]() ... steht auf dem neon-gelben Rücken des Event-Shirts, das jeder Fitness-Teilnehmer erhält, geschrieben. Ich stecke meinen jetzt schon schwitzigen Oberkörper in das Shirt und begebe mich zum ersten Kurs des Tages: BODYART am Beach mit Balazs. Der ungarische Trainer fordert die rund 30 Teilnehmer gekonnt mit einer Melange aus körperlichem und mentalem Training. Stylisch gekleidete neon-blinkende Weibchen, gekennzeichnet mit wahlweise Reebok-, Nike- oder Adidas- Logos fügen sich den Anweisungen des Trainers und lassen ihre Seele gegen Ende der Stunde zum Meeresrauschen baumeln. Nach einer Stunde Stretch-Kraft-Balance-Übungen begebe ich mich in eines der beiden Restaurants zum Frühstück und lasse meinen Blick schweifen: All-Inclusive-Touristen, wie man sich das eben vorstellt. Und ich mitten drin. Immernoch etwas neu für mich, doch von Tag zu Tag gewöhne ich mich daran. Es bleibt eh nicht viel Zeit zu glotzen, der nächste Kurs erwartet mich bereits in einer der beiden ausgewiesenen Fitness-Animations-Flächen. Zutritt nur mit lila Bändchen am Handgelenk, das mir bei Ankunft wie eine Handschelle angelegt wurde. Die laut durch die Anlage hallende Musik führt mir den Weg zu DEEP WORK in der „Small Area“ mit Jimmy. Dieser wartet schon auf seine Teilnehmer und steht braungebrannt und dehnbar in alle Richtungen mit seinem bis in den kleinen Zeh definierten Körper auf der Trainer-Tribüne. DEEP WORK besteht heute aus drei Elementen: einem angenehmen Kraft-Teil zum Einklang, einer Vollgas-Partie zur Halbzeit, einer abschließenden Entspannungsphase zum Runterkommen. Gefällt mir! Vorausgesetzt man nimmt den konkurrierenden Techno-Sound der „Big Area“ im letzten Akt der Stunde als Einladung zur Entspannung. Ein Magnum am Beach stelle ich mir entspannender vor. Zufrieden und ausgepowert begebe ich mich als nächstes Richtung Magnum und Meer. ![]() SILENT POOL: THE PLACE TO BE Die Strandpromenade begrüßt alle Sonnenhungrigen mit einer Armee aus Liegestühlen und Sonnenschirmen mit Blick auf das türkis-blaue Wasser. Wem der Strand zu sandig ist, der vergnügt sich an einem der vier Pool-Bereiche. Ich selbst entscheide mich für den „Silent Pool“, an dem sich nur der Pool-Ablaufhahn nicht an die Regeln hält und rhythmisch vor sich hin schnurrt. Zutritt übrigens erst ab 16 Jahren. Wer will schon schnatternde Teenager oder schreiende Kinder am Silent Pool, die entweder heulen oder Arschbomben machen. Auf der Suche nach einer Liege ärgere ich mich über diejenigen Gäste, die ihr leeres Sonnenbett mit einem FC Bayern-Handtuch markieren, während sie vierzehn Stunden Mittagsschlaf auf dem Zimmer machen. Gegen Mittag verlagert sich das Geschehen auf eine der zwei zur Auswahl stehenden Restaurant-Terrassen, denn dort wird gerade das Buffet eröffnet. Wie auch in den Abendstunden eine klimatisierte Halle voller internationaler Köstlichkeiten: von der alles-was-du-willst-Vorspeisenstation zur Salat-Oase in grüner Hülle und Fülle bis hin zu einer Vielfalt an Reis, Bulgur, Pasta, Gemüse, Fleisch und Fisch in allen erdenklichen Variationen. Auch eine aufgemotzte Pyramide aus künstlerisch geschnitzten Wassermelonen, die den Urlaubern - wie man sieht - als Fotoobjekt dient, fehlt hier nicht. Wie lange wohl wie viele Angestellte an dem Kunstwerk geschnitzt haben? Ein paar Schritte weiter gelangt man zum krönenden Abschluss auf eine Gebirgskette aus frischen Früchten, Kuchen und türkischen Süßigkeiten. Beinahe jede Station hat ihr eigenes Personal. Ich entscheide mich heute für die langweilige „Diet Food“ Ecke und frisch gekochte Karotten mit Hühnchen. Der nächste Kurs wartet nämlich auf mich. FITNESS FIRST Zurück zur Aktionsfläche durch das grün getrimmte Paradies, indem junge Kätzchen die Urlauber mit Hundeaugen ansehen und geschmust werden wollen. Unterwegs frage ich mich, warum man nur junge besonders süße Katzen sieht. Was passiert mit alten besonders garstigen Katzen? Auch in einem der dezidierten „Cat Houses“ finde ich keine. Im Fitnessbereich angekommen wähle ich wieder einen Kurs auf der „Small Area“: TABETA STYLE, ein funktionales Ganzkörper-Training, das mich in der Mittagshitze an meine sportlichen Grenzen bringt. Sehr gut, so habe ich mir das vorgestellt. Den Nachmittag lasse ich mit einer erneuten Silent-Pool-Session auf meiner markierten Handtuch-Liege beginnen. Den besten Platz am Pool mit sanfter Brise und Blick zum Meer muss man sich doch sichern, stelle ich alsbald fest. Stets funktionierendes WLAN hat man hier wirklich überall, sogar in der obersten Liege-Reihe des Strandes. Top. Der Strand ist sauber, das Wasser herrlich, ein langer Holzsteg hilft denjenigen, die gerne über eine Treppe ins Meer hinab steigen wollen, oder aber den Rückwärtssalto vom Steg witziger finden. Traumhaft! Es lässt sich hier fabelhaft leben. Johannes aus Nürnberg, der sich ebenfalls hierhin verlaufen hat, begleitet mich mit seiner Gesellschaft durch den entspannten Nachmittag. Gegen 17 Uhr begebe ich mich in den nächsten Kurs des Tages zum vielversprechenden CROSS CARDIO mit Pierre, der mich vollends plättet. Irgendwann kann ich nicht mehr sagen, welche Muskelpartie am meisten schmerzt; spätestens an Tag drei meiner Fitnessreise. Ich ziehe mich mit wackligen Beinen und erhabenem Gefühl zurück auf mein Zimmer und trinke irgendwas aus der All Inclusive Minibar. 21.30 UHR: SHOWTIME
Obwohl das lila Fitness-Bändchen am Handgelenk meine Zugehörigkeit bestimmt, sitze ich meistens alleine beim Abendessen und werde mitleidig bis erstaunt angesehen. Als ob das vollkommen daneben wäre. Ist vor allem für alle anderen so ein bisschen wie früher bei der Reise nach Jerusalem keinen Stuhl ab zu bekommen. Hier gibt es allerdings viele Stühle. Die Anlage scheint mir zu groß, um schnelle Freundschaften zu schließen und ich bemühe mich nicht sonderlich. Eine Art Fitness-Gruppe-Abendessen ist nicht organisiert. Das bestätigt mir auch Thomas, mit dem ich am Pool ins Gespräch komme und der schon dreimal hier war. Mit den Jahren kenne man die Teilnehmer und Trainer gut. Doch ich gebe mich mit der Situation sehr zufrieden und verzerre meine Auswahl an Häppchen, während ich die konsumierende Masse beobachte. Mein Blick wird vom plötzlichen Aktionismus im Pool-Animations-Bar-Bereich geködert, das Abendprogramm wird vorbereitet. Gewöhnungsbedürftige bis manchmal gute Musik hallt fröhlich aus den Lautsprechern, die ersten Urlauber verziehen sich an die drapierten Pool-Tische und schlürfen leckere Cocktails mit Hütchen und Glitzer-Stäbchen. Die orientalisch aufgemotzte Anlage dementiert trotzdem was man gern in ihrem 1001-Nacht-Schleier sehen möchte. Denn die Gäste-Statistik im Aushang der Hotelrezeption behält auch meiner ersten Einschätzung nach Recht: 43 % Deutsche, der Rest setzt sich aus Tschechen, Russen, Türken und ein paar sonstigen zusammen. Wer meint, sich in den Wirbel des Nachtlebens einmischen zu müssen, der ist ab 21.30 Uhr in einer der beiden Pool-Bereiche, oder später in der Disco am rechten Fleck. Hier geben sich braungebrannte bis sonnenverbrannte Urlauber in Abendgarderobe umzingelt von einer Parfum-Wolke die wohlverdiente Kante und beobachten das heutige Musical auf der Bühne, das sich vor Hollywood auch nicht verstecken muss. Ich verdrücke mich heute lieber in den letzten Kurs des Tages, Hip Hop mit Anna im Fitnessstudio. Groovy! UND ... WIE WARS? Wer auf eine All Inclusive-Fitness First-Reise in die Türkei aufbricht, der sollte sich seinem luxuriösen Schicksal fügen: der Tatsache, dass sich im nahen Fußmarsch-Umfeld kein Ort in echtem orientalischen Flair mit echter Geschichte finden lässt oder gar ein Restaurant mit echtem türkischen Essen. Stattdessen verlässt man die Anlage meistens nicht, sondern versucht freudig jeden Tag aufs Neue, den richtigen Weg durch die osmanische Siedlung zu finden. Und konzentriert sich vor allem auf das Wesentliche: das Meer, die Pools, die Leute, die Disco mit Hitparaden-Kost, die köstlichen 24/7-All-Inclusive-Angebote, die facettenreichen und sehr empfehlenswerten Fitnessmöglichkeiten, den fantastischen Wellness-Bereich, den Kletter- oder Aquapark, den Luna Park für Kinder, die Tennis- oder Golf-Anlage, die zahlreichen Animations- oder Ausflugs-Möglichkeiten und – ganz wichtig - die Öffnungszeiten etwaiger Verzehr-Stationen. In einer Woche hat man somit sowieso mehr als genug zu tun. Die Kunstform Poetry Slam erobert die Lyrik in schnellen Schritten. Wortspieler treffen auf Nachwuchsliteraten, Textpoeten auf Kabarettisten. Der erste Isar Slam bittet zum Wortgefecht.
Als Pierre Jarawan ans Mikrofon tritt, wird es kirchenstill im vollgestopften Raum. Alle Augen sind mit wartender Gespanntheit auf die Bühne gerichtet. „Okay“, beginnt der 27jährige, „Ich habe euch einen Text über die Schönheit und Komplexität der Sprache mitgebracht.“ Mit diesen Worten eröffnet der deutsche Slam-Meister 2012 das Wortgefecht des ersten Isar Poetry Slams in München. Was in den 80er-Jahren in Chicago begann, hat sich inzwischen zu einem internationalen Phänomen entwickelt. Poetry Slam ist ein Wettbewerb der Bühnendichter. Bis zu einem Dutzend Poeten teilen sich einen Abend lang dieselbe Bühne, um ihre selbstgeschriebenen Texte dem Publikum so aufregend wie möglich vorzutragen. Zwei Stuhlreihen rund um die kleine Bühne besetzen die ersten Gäste des Abends, der große Rest des Publikums quetscht sich auf jeden Quadratzentimeter, den der Club „Ampere“ in München zu bieten hat. 400 Gäste zählen die Veranstalter. Dann beginnt der Deutsch-Jordanier seine essayistische Kurzgeschichte über kindliche Leseerfahrungen gepaart mit philosophischen Überlegungen. Das junge Publikum ist seinem Wortregen bereits in den ersten Sekunden verfallen. Pierre tänzelt auf einem schmalen Grat zwischen Tiefgründigem und Humorvollem, seine Sprache schlägt Kapriolen und stiehlt dabei fast seiner Show die Show. Dabei rollt er höchstens mal mit den Augen, um eine Alliteration zu untermalen, seufzt oder kichert, wenn eine Textstelle besondere Aufmerksamkeit verlangt. Primär deklamiert der in Amman geborene Poet mit versierter Mimik und Gestik. „Sprache kann in ihrer Einfachheit so schön sein, wenn man sie nur ernst nimmt“, damit schließt die Slam-Ikone seinen Beitrag. Beifall, Jubel, Trampeln. Der Saal tobt in voller Länge und Breite. Bestnote für den Meister der Poeten. Ko Bylanzki, der seit 14 Jahren als Moderator die Szene prägt und zusammen mit Pierre durch den Abend führt, kann das nur bestätigen. „Wow, das war ein Startschuss, oder Leute?“ Noch mehr Beifall. Damit ist der Gladiatorenkampf der Poeten eröffnet. Acht Teilnehmer stehen bereits erwartungsfroh am Rand der Bühne. Ko schildert nochmal die wichtigsten Regeln: Die vorgetragenen Texte müssen selbst verfasst sein, bis zu sieben Minuten hat ein Performance-Künstler Zeit, um die literarischen Ergüsse so aufregend, so mitreißend, so einfühlend und gekonnt wie möglich vorzutragen. Keine Hilfsmittel, kein Bühnenbild, keine Gesangsstücke. Das Publikum bestimmt über die Lautstärke des Applauses Gewinner und Verlierer des Abends. Das wird auch gleich getestet. Sechs von ihnen wurden vorab von den Moderatoren zur Jury gekürt, die die einzelnen Slammer mit Punkten von eins bis zehn bewerten sollen. Pauline ist an der Reihe und zupft schon nervös an ihrem Pullover, als Pierre sie ankündigt. Wie eine Wolke, die schnell durch die Kulisse zieht, wirkt die Hannoveranerin in ihrem blauen Pullover. Ihre Worte prasseln wie ein Platzregen über das begeisterte Publikum. Die Hände flattern durch die Luft, sind immer wieder mal in Bewegung. Sieben Minuten später hält die Jury selbstgekritzelte Bestnoten auf den Blöcken in die Höhe. „Slammen bedeutet nicht nur, ein Gedicht vorzutragen“, erläutert Jarawan. „Vielmehr stehen Interpretation und Inszenierung im Vordergrund.“ Kreischen, flüstern, jaulen, gestikulieren – für die Poeten geht es darum, mit dem gesprochenen Wort zu jonglieren. Der Poet muss seinen Text charmant vortragen, das gierende Publikum verzaubern. Bühnen dafür gibt es immer mehr, 150 bis 200 deutsche Dichter reisen regelmäßig zwischen Nordsee und Alpen hin und her. Zwischen 30 und 40 von ihnen sind so gut, dass sie damit ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Sven Kemmler zum Beispiel, der mit schallendem Beifall auf der Bühne begrüßt wird. Der älteste Poet des Abends legt einen strengen Uhu-Blick auf und beginnt seine pittoreske Geschichte. „Sven kennt man in der Szene“, erzählt der 32jährige Max, der öfter zu Slams kommt. „Sie sind immer abwechslungsreich und inspirierend.“ Die Gäste genießen den Auftritt des versierten Wortjongleurs. Frech kleckst der Kabarettist mit sonorer Stimme die Worte wie Farbspritzer in die weiße Kulisse, das Publikum lacht an den vorgesehenen Stellen. Die deutsche Dichter-Szene ist die zweitgrößte nach der in den Vereinigten Staaten und bereits eine feste Größe im Literaturbereich. Vor einem guten Jahrzehnt wurde das Erfolgskonzept aus den USA nach Europa herübergereicht. Erfunden hat das Format ein Amerikaner, Marc Kelly Smith, in der Szene liebevoll „Slampapi“ genannt. Ziel des heute 63jährigen war es, das Interesse der jungen Menschen an Lesungen wiederzubeleben. Inzwischen hat sich Poetry Slam als internationale Kunstform durchgesetzt. „Allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es in etwa 70 regelmäßige Slams, die jährlich ihre Lieblingspoeten zur deutschsprachigen Meisterschaft entsenden“, erzählt Jarawan. Insgesamt treten fünf Stars aus der deutschsprachigen Poetry-Szene auf, mutige Kurzentschlossene sichern sich die begehrten letzten drei Plätze. An diesem Abend trifft Rap auf Ernst, Komik auf Poesie, Lyrik auf geschliffene Aphorismen: im Poetry Slam ist alles möglich. Es treten Charaktere ins Scheinwerferlicht, die unterschiedlicher nicht sein können. Da ist die melancholische Träumerin Pauline, der zottelige Senkrechtstarter Jan-Philipp, der aufsteigende Stern am Poetry-Himmel Johannes. „Wir sind wie eine große Zirkusfamilie“, erzählt Ko Bylanzki. Am Ende macht Pauline das Rennen und gewinnt eine Flasche Whiskey, den Preis des Abends, die natürlich familiär geteilt wird. Pauline strahlt: „Nach all dem Lampenfieber bin ich jetzt wirklich überglücklich, gewonnen zu haben. Beim Poetry Slam geht es uns nicht um den Gewinn, aber man muss schon zugegeben: er hilft ungemein.“ Wer die afrikanische Soulsängerin Nneka schon mal live erlebt hat wird zustimmen: Fette Beats und eine Stimme geprägt von purem, unverblümtem Soul brennen sich in die Seele des Zuhörers. Und kommen - dort einmal angelangt - auch nicht mehr so schnell hinaus.
Spätestens live überzeugt die junge Nigerianerin mit Authentizität, Natürlichkeit und Charisma. Ihr drittes Debüt-Album „Soul is heavy“ gab die 30-jährige gestern in der Muffathalle in München zum Besten. Das ihre Seele wirklich schwer zu sein scheint, spiegelt sich in jeder Faser ihrer Mimik und Gestik wider. Wie gefangen in ihren Beats füllt dieses zierliche Wesen die große Bühne mit Power und African Love und zieht das Publikum in ihren Bann. „The stage is my psychiatrist,“ sagt sie. Jedenfalls ist die Bühne der Platz auf Erden, an den diese Powerfrau definitiv gehört. Ihre Songs handeln von Liebe und Schmerz, von der Sehnsucht nach Nigeria, von Politik und Macht. Scheinbar stets auf Tuchfühlung mit sich selbst verarbeitet die Wahl-Hamburgerin die schwere Kost des Lebens in ihren Songs. Trotz schmerzerfülltem Antlitz, sie rockt mit der simplen Leichtigkeit des Seins die Bühne. Nneka gab in knapp zwei Stunden die ganze Bandbreite ihres Könnens preis und bewies einmal mehr, dass sie längst mit den großen Souldiven wie Lauryn Hill oder India Arie mithalten kann. Eine gelungene Melange aus Hip Hop, Afropop und Jazzbeats gepaart mit einer engelsgleichen Stimme – das ist Nneka wie wir sie kennen und lieben. Eben irgendwie heaven sent. |
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