In Erinnerung an David Lama. Von seiner Leidenschaft zum Klettern, dem Umgang mit Angst, seinem nächsten Projekt und was bei keiner Expedition fehlen darf, erzählt mir Alpinist und Kletterprofi David Lama im Interview 2017. Er ist gerade auf dem Weg zum Klettern in die Schweizer Alpen, als wir uns zum Interview verabreden. Ich bin vorfreudig gespannt, einen David Lama hat man schließlich nicht alle Tage am Hörer. Es gibt wenige Menschen auf diesem Planeten, die besser klettern als der sympathische Tiroler. Er hat schon in jungen Jahren zahlreiche Wettkämpfe gewonnen und wurde als das erste Kletter-Wunderkind überhaupt gefeiert. David! Wie geht’s dir? Mir geht’s gut, danke! Ich genieße gerade noch die Ruhe, bevor es zur nächsten Expedition geht. Wo geht's hin? Nochmal zum Lunag Ri im Herbst, da sind wir schon am Vorbereiten und Planen. Du warst im letzten Jahr schon kurz vor dem Gipfel des 6.900 Meter hohen Berges in Nepal. Es reizt dich wieder? Das Spannende an diesem Projekt ist die Kombination aus dem unbestiegenen Berg und der anspruchsvollen Wand. Wir haben es ja letztes Jahr schon probiert, sind weiter geklettert, als alle anderen bislang, aber eben nicht ganz hoch. Wir mussten ungefähr 300 Meter unter dem Gipfel umdrehen und somit ist das Projekt für mich noch nicht abgeschlossen😊. Du wurdest bereits mit 15 Jahren zu einem der besten Freeclimber auserkoren, hast zahlreiche Titel geholt. Haben sich immer alle für dich gefreut, oder gab es auch Neider? Eine gesunde Art von Ehrgeiz schadet im Leben generell sicher nicht. Er ist eine Art Triebfeder, um gute Leistung zu bringen, aber Neid nehme ich im Klettersport wenig war. Du hast oft gesagt, der Cerro Torre hat dich vom Sportkletterer zum Alpinisten gemacht. Sogar Reinhold Messner war schwer beeindruckt. Was bedeutet es für dich, Alpinist zu sein? Im Klettersport gibt es generell wenige Regeln, an die man sich halten muss, es ist viel mehr eine Frage, welche Einschränkungen man sich selbst auferlegt. Im Vergleich zum Sportklettern ist das im Alpinismus noch viel markanter, es geht – stark vereinfacht ausgedrückt – darum, wie man mit dem Freiraum umgeht, den man als Bergsteiger hat. Das hat viel mit Haltung zu tun, gegenüber dem Bergsteigen und gegenüber sich selbst. Dieser Haltung muss man schon treu bleiben, um ein guter Alpinist zu sein. Trägst du als halber Nepalese buddhistische Ruhe in dir? Das Umfeld prägt natürlich und gerade in der Kindheit bedeutet das, dass die Eltern einen großen Einfluss auf einen haben. Man kann mir also eine „buddhistische Ruhe“ zuschreiben, wenn man das möchte. Hilft es dir, in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren? Ich glaube beim Bergsteigen geht es eher darum, brenzlige Situationen zu vermeiden. Dafür muss man vorausdenken, sich die Route und die Begehung vorstellen und darf dabei nicht zu emotional sein, sondern mit einem rationalen, objektivem Blick bewerten und auch Umdrehen können. Du giltst als Pionier einer neuen Bergsteigergeneration, vor allem, weil du vor allem für Erstbegehungen lebst. Was reizt dich so daran? Bei Erstbegehungen geht es mir vor allem darum meine Vorstellung umzusetzen, wie man eine Route klettern kann, also auf welcher Linie und in welchem Stil. Das schöne dabei ist für mich, dass durch die Begehung die Vorstellung zur Realität wird. Man hinterlässt bei Erstbegehungen mehr als nur ein paar Magnesiumspuren, man hinterlässt seine Idee, die sichtbar wird für andere. - David Lama Gibt es überhaupt etwas, wovor du Angst hast? Ich bin absolut kein Freund von Schlangen, haha. Was war denn deine bislang größte Kletterherausforderung? Den Cerro Torre frei zu klettern hat extrem viel von mir gefordert. Vor allem weil ich mich von meiner gewohnten Sportkletterumgebung in ein neues Gefilde gewagt habe und dabei lernen musste, als Bergsteiger zu denken. Worauf könntest du bei keiner Expedition verzichten – Kuscheltier, Glücksbringer oder so? An Glücksbringer glaube ich nicht und ich schlafe auch ohne Kuscheltier gut! Am wenigsten möchte ich aber auf eine „gscheide“ Schwarte Speck von zuhause verzichten. Wenn du nicht Alpinist geworden wärest, was wärst du heute? Vielleicht wollte ich mal Feuerwehrmann oder Astronaut werden, aber soweit ich mich zurück erinnern kann, war Klettern das, was mich von Anfang begeistert hat. Ich wusste schnell, dass es das ist, was mich erfüllt. Das hat sich bis heute nicht geändert.
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