DER PIONIER DES POP.

Wir spielen Pantomime. Für die Darstellung dieses Künstlers haben Sie allerdings nur fünf Sekunden Zeit. Schwierig? Nicht, wenn ich Ihnen verrate, dass Ihr Künstler Michael Jackson ist. Oh, der King of Pop, da klingelt es sofort? Griff in den Schritt und ab auf die Zehenspitzen (Uuuh, aaah!). Doch was ist es, dass Michael Jackson zu internationalem Ruhm und Anerkennung verholfen hat? Die überragenden Hits der 80er Jahre? Sein soziales Engagement oder die Extreme seiner bizarren Persönlichkeit? Die perfekte Melange aus allem darf man meinen. 

Süße 13 Jahre jung und schon dick im Showgeschäft: der kleine Michael hat sein erstes Soloalbum auf dem Markt, 7 Jahre Musikschaffen als Frontsänger der Band Jackson 5, später The Jacksons auf dem Buckel und tüftelt ganz nebenbei fleißig an seiner Solokarriere. Während andere Kinder Sandburgen bauen, erobert Michael Amerika. 

Und dann, mit nur 24 Jahren, der absolute Durchbruch: „Thriller“. 
Ein Jahrhundertwerk, das Michael mit dem Produzenten-Guru Quincy Jones auf die Welt gebracht hat. Und die ist ganz schön baff, denn mit seiner Kunst, feinsten Soul und Funk gepaart mit dem perfekt inszenierten Gruseln so nahtlos zu vereinen, definiert Michael Jackson einen neuartigen Klang und Style des modernen Pop. Grandiose Bühnenshows, schrille Outfits, die legendär bleiben sollen, innovative Videoclips und der sagenhafte Moonwalk. Die Beatles waren gestern, Michael Jackson ist auf dem musikalischen Höhepunkt seiner Karriere und fortan der King 
of Pop. 

Auch in den Folgejahren beweist das Multitalent, dass ihm den Platz auf dem Pop-Thron so schnell keiner streitig macht. Von den Werken „BAD“ über „Dangerous“ bis „HIStory“ gibt der bald dreifache Vater die ganze Palette seiner Genialität mit Titeln wie „Man in the mirrow“, „Black or White“ oder „They don`t care about us“ zum Besten. An das hohe „Thriller“-Niveau kann er jedoch nicht mehr anknüpfen. 2001 erscheint sein letztes und lang angekündigtes Studio-Album „Invincible“, das die breite Masse aber nicht mehr erreicht.

Wer ganz oben ist, kann tief fallen: die Kehrseite des American Dreams wird selbst Michael Jackson offenbart. So sehr er auch an Ruhm, Anerkennung und Reichtum durch seine Musik profitiert, die Extreme seiner bizarren Persönlichkeit bleiben nie verborgen. Geprellt und beirrt, besorgt und irritiert müssen wir den langsamen Fall des Virtuosen mitverfolgen: die Ausbeute seiner Selbst durch Missbrauchsskandale im Medien-Thriller, finanzielle Nöte, gescheiterte Ehen, die immer heller werdende Haut, sein zerfallendes Gesicht und sein grotesker Bezug zur selbsterschaffenen Realität. 

Michael Jackson mutiert immer mehr zur ängstlichen Gruselfigur, in dessen Ausdruck soviel Traurigkeit, Einsamkeit und Furcht schwingt. Wo ist der kraftvolle Entertainer, der starke Tänzer, der junge Athlet, das talentierte Wunderkind! This is it? 

Nein, im Jahr 2009 will er es noch einmal wissen, noch ein einziges Mal das Phänomen Michael Jackson zum Leben erwecken und seinen Fans und Kritikern mit einer Konzerttournee in London zeigen, wer hier der King of Pop ist. Doch am Ende des Tages gewinnt nicht das Leben, sondern der Tod. Und schockiert die Welt, indem er Michael Jackson am 25. Juni 2009 von uns nimmt. 

Dieser Mann war wie ein fabelhaftes Märchen, so schön und doch so surreal, eine in sich gekehrte zerbrechliche Porzellanpuppe und gleichzeitig ein vor Kraft strotzender Musiker, Tänzer und Sänger. Was bleibt ist die Erinnerung an einen Mann, vollgestopft mit ungelebten Kinderträumen im Kontrast zum talentgesegneten Entertainer. Was bleibt ist eigentlich eine ganze Menge: die Legende Michael Jackson.