Sex sells, das wissen wir nicht erst seit gestern. Doch kurz vor Anpfiff der Frauenfußball-WM mag man sich das nochmal ins Gedächtnis rufen. „20 Elf von seiner schönsten Seite“ ist das kokette Motto. Kokett tauschten auch fünf der elf Amazonen in der aktuellen Playboy-Ausgabe ihr Trikot gegen Reizwäsche aus und haben dem Motto somit alle Ehre gemacht. Die weibliche Anmut schwindet eben im Kampf ums Leder. Zu burschikos, zu männlich, zu robust schimpft man den Frauenfußball. Da müssen im Scharmützel um die Aufmerksamkeit schon mehr Bälle ins rechte Licht gerückt werden.
Frauen können aber nicht nur kochen putzen und strippen, sondern auch Weltmeister werden. Das haben die Deutschen bereits zweifach bewiesen. Trotzdem gilt Fußball als Reservat der Männlichkeit. DFB-Chef Zwanziger steht voll und ganz hinter seinen Girls und wirkt dem Klischee der Männerdomäne mit überzeugender Konsequenz entgegen: Ein zweites Sommermärchen soll her! Diesmal eben mit Elfen statt Prinzen. Damit ist er laut einer aktuellen Studie des DFB mit stolzen 31 Prozent interessierter Deutscher auch nicht alleine. Am Sommermärchen und dessen medialer Wirkung kommen auch die übrigen 69 % Prozent nicht vorbei. Die Werbetrommel rührt sich nämlich mächtig. Panini bringt erstmalig ein Frauenheft auf den Markt, das mit der DFB-Barby wahlweise Kinder- oder Männerherzen höher schlagen lässt. Emanzipatorisch ganz vorne mit dabei ist auch Maskottchen Karla Kick, die als süßer Wollknäuel auf ihre Abnehmer wartet und Sea Life versucht mit aller Kraft, hellseherische Fähigkeiten aus den Tentakeln seiner Kraken zu saugen. Verdient haben die schönen 11 das Rampenlicht ja, mussten sie doch jahrelang auf ihre WM in Deutschland warten. Durch die PR-Brille ist der Nischen-Event also perfekt vorbereitet. Trotzdem ist uns Königin Fußball irgendwie fremd. Wir sind mit Männerfußball aufgewachsen. Mit Männersprüchen, Männerfakten, Männerwadeln. Aber Hand aufs Herz, ob nun Männlein oder Weiblein, das Siegel „Weltmeisterschaft“ verändert am Ende des Tages doch alles. Das duftet förmlich nach patriotischem Fahnenschwingen und begeistertem Torjubel. Schland-Machismus wird in diesem Jahr eben weiblich. Dann lassen wir die Ladies doch einfach mal Fußballgeschichte schreiben.
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