Von großen Erfolgen, gemeinsamen Leitlinien und einer engen Verbindung: Ein Portrait über den Schuhmacher Meindl zur 35-jährigen Partnerschaft mit W.L. Gore & Associates. Ich hatte die Ehre, Lukas Meindl am schönen Schliersee auf ein Interview zu treffen. -Leisten, Schnürsenkel, Brandsohlen, ratternde Maschinen, es riecht nach Leder und Leim – jede Menge geschäftige Mitarbeiter, die intensiv an der Produktion der nächsten Generation Bergschuhe arbeiten: Aus 212 Einzelteilen und mehr besteht ein Meindl-Bergschuh, zwischen 120 und 200 Minuten benötigen die Mitarbeiter im Schnitt für die Produktion eines Schuhs. Wir befinden uns in Oberbayern nahe der österreichischen Grenze im Dörfchen Kirchanschöring, hier ist der Hauptsitz des Schuhmachers Meindl seit mehr als 300 Jahren...Tradition wird hier noch groß geschrieben, Lukas Meindl leitet gemeinsam mit seinem Bruder Lars das Unternehmen in neunter Generation. „Es macht sehr viel Spaß und es ist uns ein Anliegen, unsere Tradition fortzuführen.“ Eine Tradition, die schon lange währt: Vor über 300 Jahren gründet Petrus Meindl das damals kleine Schusterhäusl und stellt Lederschuhe her. Gerade mal zehn Mitarbeiter hat die Familie, als Alfons 1948 in den elterlichen Betrieb einsteigt. Eigentlich will der Vater von Lukas und Lars Physik und Mathematik studieren, aber das Geld ist knapp, er muss im Betrieb mithelfen. Es gibt zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Schuhhersteller, doch Alfons stellt sein Geschick schon früh unter Beweis und geht auf die erste Schuhmusterschau nach München. „Mein Vater erkannte dort den Bedarf eines speziellen Bergschuhs“, erinnert sich Lukas, der wie sein Vater ein begeisterter Bergsteiger ist. "Wir haben kein Interesse daran die Größten zu sein, die Besten möchten wir sein." - Lukas Meindl Die Leidenschaft fürs Bergsteigen teilte auch Thorger Hübner, ehemals Global Footwear Leader bei Gore und einer der großen Pioniere der Marke GORE-TEX. Er brachte 1980 das erste Stück hauchdünne Membran zu Alfons. „Damals war die heute weltbekannte GORE-TEX Membran noch ein echter Exot“, erinnert sich Thorger. Doch Alfons ist begeistert und bereit, etwas Neues auszuprobieren. Er gilt als fairer und offener Mensch mit vielen Kontakten. „Es war schnell klar, dass zwischen uns eine gute Chemie und Vertrauen entsteht“, so Thorger Hübner, der 29 Jahre lang für Gore im Einsatz war. „Zwischen Alfons und mir galt das gesagte Wort.“ Nicht einmal ein Vertrag wird anfangs geschlossen, das Vertrauen zwischen Meindl und Gore ist groß. Die beiden Firmen ergänzen sich, unterstützen sich gegenseitig. Lukas: „Gore hat sich nicht nur um das GORE-TEX Laminat, sondern auch um die Verarbeitung gekümmert. Für uns gibt es zur GORE-TEX Technologie keine Alternative, das war schon immer so“, sagt Lukas. Die Zusammenarbeit fruchtet, erste Innovationen, wie beispielsweise die damalige Bootie-Konstruktion oder die Hydrophobierung der Materialien erobern den Markt. Dass Gore und Meindl um die Ecke denken können, schafft neue Lösungen im Bergschuhbereich. Nach der erreichten Wasserdichtigkeit stellt maximaler Klimakomfort auf der Agenda.
1990 tritt Lukas Meindl in das Familienunternehmen ein, ein bedeutendes Jahr: Der erste Island-Bergschuh kommt auf den Markt, ein echter Bergschuh der Kategorie B/C (für Trekking- und Bergtouren, Klettersteige), der bis heute schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat und immer noch auf dem Ur-Entwurf fußt. „Der Island ist immer der Island geblieben, und als solcher ein echter Klassiker“, sagt Lukas. Allein 90 Minuten reine Arbeitszeit fließen in den Schaft des Schuhs. Schon als kleine Jungen haben die Brüder Lars und Lukas im Kreis der Familie und engsten Mitarbeiter jeden Samstag an Innovationen gebastelt. Der Vater war der Lehrmeister. Lukas erinnert sich: „Die ganze Entwicklung fand hier statt, der erste Island, der erste wasserdichte GORE-TEX Schuh.“ Gemeinsam hat man sich über die Jahre hinweg stetig weiterentwickelt, heute zählt allein der Hauptsitz in Kirchanschöring 200 Mitarbeiter, mehr als 600 Mitarbeiter zählt das Unternehmen weltweit. Die Familie Meindl ist längst zur Weltmarke geworden, doch was für Lukas trotzdem zählt: „Wir haben kein Interesse daran, der Größte zu sein, die Besten möchten wir sein. Das Produkt muss man verstehen, man muss der Techniker sein.“ Laila Weigl
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