„Ein ewiges Rätsel will ich bleiben, mir und anderen“, hat der bayerische König Ludwig II. einmal gesagt, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 125. Mal jährt. Dieser Anlass war Grund genug eine Ausstellung ins Leben zu rufen, die Mythos und Realität des Märchenkönigs aufdeckt. Ein bisschen Rätsel bleibt aber dennoch.
"Götterdämmerung" ist der Titel der Bayerischen Landesausstellung, in der das Haus der Bayerischen Geschichte König Ludwig II. von einer ganz neuen Seite beleuchtet. Als Bühne dient der bislang unzugängliche Rohbau des prachtvollen Schlosses Herrenchiemsee, das Ludwig seinem Ideal von Versailles vor mehr als 100 Jahren nachempfunden hatte. Statt neu-barockem Schick erwarten die Besucher mattrote Ziegelwände, die in ihrer Schlichtheit nicht minder beeindruckend sind als der Versailler Prunk. Hier beginnt das Königsdrama in fünf szenischen Akten. Den Startschuss der „Götterdämmerung“ macht ein Porträt des jungen Monarchen mit seiner Herzogin Sophie, die quasi noch heute von bis zu 17 Meter hohen Mauern auf das Volk blicken. In einem riesigen goldenen Rahmen ist das wohl bekannteste Bild von Ferdinand Piloty zu sehen: der bildschöne „Kini“, wie ihn die Bayern liebevoll nennen, posierte als neuer Thronfolger schon seiner Zeit modelhaft. Heroische Schlachtengemälde prägen den zweiten Akt, das Original des legendären Kaiserbriefes ist ebenso zu sehen wie seine majestätisch in Szene gesetzte Kutsche. Besonders gelungen kommt das Kapitel über Ludwigs selbst erschaffene Gegenwelten daher: der gescheiterte Regent flüchtet in die Welt der Träume und Schlösser, die alten Bühnenbildmodelle kontrastieren mit aufwendigen 3D-Projektionen geplanter Bauwerke. Spätestens jetzt vergisst der gebannte Zuschauer Raum und Zeit und schwelgt durch die märchenhaften Visionen des Königs. Da ist er, der Inbegriff der guten alten Zeiten. Freilich, zum Sonnenkönig hat es nicht mehr gereicht, doch die grenzenlose Bewunderung für den französischen Ludwig XIV. ist fast zu riechen: „Le roi soleil! Er ist mein Ideal.“ Die „Kini-Magie“ nimmt auch in Akt vier kein Ende: Ludwigs Bewunderung für die Welt der Musik, der Sagen und des Theaters werden glanzvoll illustriert. Förmlich schroff weckt die Besucher das letzte Kapitel mit todernster Realität aus dem Dornröschenschlaf: ein detailgetreuer Tatortplan vom Starnberger See, dem Todesort des Königs, deckt drei mögliche Versionen des Geheimnis umwitterten Ablebens auf. Hier ist das Märchen zu Ende. Noch einmal reibt sich das Publikum die Augen und lässt sich mit einem ganz neuen Blick auf den bayerischen Monarchen aus der Ausstellung geleiten. In ihrer Gesamtheit schafft es die Landesausstellung in einer fantastischen Leichtigkeit das kontrastreiche Leben und Leiden des Märchenkönigs darzustellen. Ludwig II. ist weiß-blauer Kult, der noch heute eine Ikone der Moderne ist. Wer das nicht glauben mag, möge sich von monarchischem Prunk und unverblümter Realität in dieser Schau der Extravaganz einnehmen lassen. Ludwig Superstar! Wenn da mal nicht bald der „Kini“ über den deutschen Schlafzimmerbetten lacht. Bayerische Landesausstellung „Götterdämmerung König Ludwig II.“ Öffnungszeiten: bis 16. Oktober 2011 täglich von 9-18 Uhr im Neuen Schloss Herrenchiemsee Eintritt: Erwachsene 9,50 Euro, Ermäßigt 8,50 Euro Mehr Informationen unter: www.hdbg.de
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